29 Gründe warum du isst
Im heutigen Beitrag möchte ich dir aufzeigen, warum es gar nicht so einfach ist mit dem Essen. Nahrung ist für viele Menschen
(leider nicht für alle) im Überfluss und rund um die Uhr verfügbar.
Abseits vom körperlichen Bedürfnis Nahrung aufzunehmen, steuern noch viele andere Impulse (innere und äußere) unser Hunger-
und Sättigungsgefühl.
warum müssen menschen essen
Ganz einfach, wir benötigen jede Menge
- Energie (die bösen kleinen Kilokalorien, bevorzugt aus den Kohlenhydraten),
- Baumaterial (Eiweiß und Fette) und
- Hilfsstoffe (Vitamine und Mineralstoffe)
um zu wachsen und zu funktionieren.
Wir haben keine Wurzeln und können keine Photosynthese betreiben wie unsere pflanzlichen Freunde. Somit klappt es bei uns
Menschen nicht mit Wasser, Luft und Licht allein.
Wir brauchen Nährstoffe von außen.
Wir müssen uns mit mit vielfältigen Lebensmitteln ER-NÄHREN.
Was du körperlichen Hunger verspürst - ISS BITTE ETWAS!
- Wenn du deinem Körper ständig lebensnotwendige Nahrung verweigerst, vermutet er eine Hungersnot und schaltet auf den Notfallmodus um.
- Er drosselt den Energie- und Nährstoffbedarf so gut es geht - damit du bis zur nächsten Ernte oder zur nächsten erfolgreichen Jagd überleben kannst.
- Bekommt er dann wieder Essen, lagert er vermehrt Energie ein - legt Fettdepots an - um für die nächste Notsituation besser vorbereitet zu sein.
Evolutionär ein riesiger Überlebensvorteil für uns Menschen, in der modernen Abmagerungskultur als Jo-Jo-Effekt verhasst.
du isst weil du körperlichen Hunger verspürst
Das physische Hunger- und Sättigungsgefühl wird von vielen Einflüssen gesteuert. Es kommt darauf an, wieviel Energie (Glucose) gerade in deinem Blut bereitsteht. Ob dein Magen leer ist oder übervoll gedehnt. Welche energieverschlingenden körperlichen oder geistigen Höchstleistungen du gerade vollbringst. Ob dein Körper gerade eine Phase durchlebt, die mehr Energie verbraucht. Nicht zuletzt haben neuerster Forschung sogar deine Darmbakterien ein Wörtchen mitzureden, was und wieviel bei dir auf dem Teller landet.
Über unterschiedlichste Mechanismen sendet dir ein Körper also deutliche und ernst gemeinte Hungersignale wenn:
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dein Magen leer ist
du hast längere Zeit nichts gegessen, dein Magen grummelt, Hunger kommt auf.
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Nährstoffmangel
dich gelüstet es nach ganz bestimmten Lebensmitteln. Du hast vielleicht in den letzten Tagen weniger auf deine Ernährung geachtet und deinem Körper fehlt etwas ganz wichtiges.
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dein Blutzuckerspiegel abstürzt
wenn du eine Stoffwechselerkrankung wie Diabetes hast, dann kennst du die Gefahr der Unterzuckerung sicher nur zu gut. Hier ist Sie auch lebensgefährlich sein!
Als stoffwechselgesunder Mensch kann dein Körper mit einem Blutzuckerabfall zwar umgehen, du hast nicht die Gefahr einer Hypoglykämie, bei dir kommen diese Heißhungerattacken meist, weil du falsch gegessen oder getrunken hast. Ein Beispiel, trinkst du auf nüchternen Magen schnell ein Glas Limo und isst ein Eis dazu - beides schießt ins Blut, deine Bauchspeicheldrüse schüttet schnell und viel Insulin aus um die Energie in deine Zellen zu transportieren, weil sich die Bauchspeicheldrüse verrechnet hat, sinkt dein Blutzucker weiter als geplant. Die Gegenreaktion setzt ein, Energie wird aus deinen Speichern freigesetzt und dein Körper schreit lautstark: Ich habe Hunger. - Kluge Lebensmittelauswahl & Kombination schützt dich vor solch unmotivierten Heißhungerattacken. -
du deine Energiespeicher geleert hast
Heißhungerattacke nach dem Sport, das kommt schnell einmal vor. Du hast deine Energiespeicher in deinen Muskeln und in der Leber erschöpft - wenn du dir vor dem Sport schon eine Kleinigkeit zu Essen herrichtest, kannst du vermeiden deiner menschlichen Basisprogrammierung zu folgen: GIER AUF FETTIG & SÜSS :)
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du schwanger bist oder dein baby stillst
du brauchst mehr Energie um ein neues Leben in dir Wachsen zu lassen, danach um ausreichend Nahrung für das kleine Menschlein zu produzieren.
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in Wachstums- und Entwicklungsphasen
ab der Zeugung bis du ausgewachsen bist, brauchst du bei jedem Entwicklungsschub sehr viel Energie.
Kinder sollten Essen dürfen, wenn Sie Hunger haben!
Eltern bestimmen WAS auf den Tisch kommt - Kinder bestimmen WIEVIEL davon sie essen möchten.
Ein kleiner Trick, wenn du verlernt hast auf deine Körper zu hören, kann es passieren, dass du DURST mit HUNGER verwechselt.
Wenn dich der Hunger plagt, du hast aber genug gegessen. Stell dir selbst die Frage, wieviel Wasser du heute schon getrunken
hast? Dann bemerkst du vielleicht, dass die Antwort: nicht viel bis gar nichts ist. Trink ein Glas Wasser.
Hast du danach noch immer Hunger - ISS!
Exkurs:
Manche Krankheiten gehen mit einem vermehrten Hunger bis richtigem Heißhunger einher. Allen voran bei Essstörungen aber auch Schilddrüsenerkrankungen, unerkannter oder schlecht eingestellter Diabetes und diverses Medikamente können für ein verändertes Hunger- und Sättigungsgefühl mitverantwortlich sein. Wie bei den meisten Symptomen, sprich mit deinem Arzt darüber, wenn du dir keinen selbst keinen Reim darauf machen kannst!
ab jetzt wird's komplex mit dem Hunger
Neben physischem Hunger gibt es noch ganz viele Gründe sich den Magen vollzuschlagen.
Warum du isst - wenn dein Körper keine Energie (mehr) braucht.
Unser Innenleben, unsere Gedanken, verleiten uns dazu, zur Nahrung zu greifen. Dabei essen wir selten eine Karotte oder einen
Apfel. Nein uns treibt es zur Wohlfühlnahrung.
Statt unseren Problemen ins Auge zu blicken und auf emotionaler Ebene eine Lösung zu suchen.
Statt die Probleme anzusprechen und damit die Chance zu bekommen aus der destruktiven Spiral auszubrechen - fressen wir im
wahrsten Sinn unsere Gefühle in uns hinein.
Viele Emotionen führen zum - oftmals unkontrollierten - Essen:
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dir ist Langweiligda ist doch Essen eine tolle Beschäftigung oder?
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du hast Angst
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dich frisst Ärger/Wut/Zorn auf
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du bist Traurigund willst dich mit Essen trösten. Mit einem cremigen Schokopudding, den hat deine Mama dir immer gekocht, wenn du früher traurig warst.
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du bist geStresst
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dich plagen Schuldgefühle
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du fühlst dich unsicher
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du Freust dich über etwasdu isst als Belohnung "das hab ich mir jetzt verdient"
und noch wieviele weitere Emotionen aus der riesigen Palette menschlicher Empfindungen lassen die eine oder andere von uns
beim Essen zugreifen.
Gesellschaftlich finden sich sehr viele Gründe um zu Essen.
Nahrung war schon immer ein Gruppensport - vom sammeln, anbauen, jagen, ernten bishin zum verarbeiten, zubereiten und verzehren.
Gemeinsam das Brot zu brechen vermittelt ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Das hat sich bis in die heutige Zeit gehalten.
Nur ist der Kreis der Zusammengehörigkeit stark geschrumpft.
Einerseits weil die Gruppen angewachsen sind. Um alle Menschen eines Dorfes zum gemeinsamen Essen zu bringen - da brauchst
du schon ein Zelt beim Volksfest. Der Familientisch das gemeinsame Essen am Familientisch, das Essen mit Freuden, hierbei
nähren wir nicht nur unseren Körper sondern auch unsere Seele. Wirst du zum Essen eingeladen geht es also nicht nur darum,
ob es dir gerade schmeckt, wieviel Hunger du hast, nein ganz andere Gedanken spielen mit, zum Beispiel:
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Vorbildwirkung
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um dem/der Köchin eine Freude zu machen (Höflichkeit)
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Einladung zu einer Feier
;-) gerade bei Feiern und unterwegs mit Freunden kommt oft Alkohol mit ins Spiel. Du isst weiter, weil du gerade von betrunkenem
Heißhunger geplagt wirst.
Gesellschaftlich sehe ich aber auch die Einflüsse von außen, die dich tagtäglich über Werbeplakate, Zeitungen, SozialMedia,
Fernsehen udgl. bombardieren. Damit meine ich, du trinkst vielleicht täglich einen Smoothie - nicht weil du Hunger hast oder
einen Nährstoffmangel - sondern weil du gelesen hast, dass genau dieses Rezept supergesund ist. Weil deine Lieblingsschauspielerin
sich seit Sie diese Mixtur in Ihr Leben integriert hat superfit fühlt und es weiterempfiehlt.
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Beeinflussung durch Marketing
Du hast dir über Werbung und Freunde angeeignet, wie du über Nahrungsmittel denkst. Wie du über deinen Körper denkst. Welche Werte du vertrittst, achtest du auf BIO Qualität, isst nur vegan, vermeidest Lebensmittelverschwendung, uvm.
Deine individuellen Erfahrungen haben zu einem internen Konstrukt geführt, zu deinem eigenen Regelwert wann du was essen darfst oder musst.
Du isst:
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weil heute dein Cheat-Day ist
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weil ein Promi oder sonst jemand genau auf dieses Nahrungsmittel schwört
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weil du grad einen solchen Gusta auf etwas hast
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Buffet-Effekt, da geht noch ein bisschen mehr für den Preis
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letztes Abendmahl Phänomen, weil du ab morgen auf Diät bist
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weils dazugehört zum Erlebnis - Kinoeffekt, Knabbern vor dem Fernseher, Eis im Schwimmbad, Grillhenderl am Volksfest, ...
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weils sonst bald schlecht wird
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weils sonst niemand isst und du es wegwerfen müsstest
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weil der Teller noch nicht leer ist musst du weiteressen
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weil dein Kind und/oder Partner nicht aufgegessen haben und sich das wegpacken und wieder aufwärmen nicht lohnen würde
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weils gratis ist
Mein Fazit zum Hunger
Nahrung ist für uns viel mehr als die richtige Mixtur aus Energie und Nährstoffen.
- Schon als kleines Baby bedeutet regelmäßige Nahrung auch Wärme, Nähe, Trost, Geborgenheit und Liebe. Der Mensch, der uns mit dem lebensnotwendigen Essen versorgt ist unsere ganze Welt. Ohne diesen Menschen müssten wir sterben.
- Wenn wir größer werden weitet sich der Einflusskreis aus, wir lernen Rituale wie das gemeinsame Familienessen kennen.
- Der Duft nach frischen Brot erinnert uns an früher, an unsere Oma vielleicht.
- Es gibt "ungesundes" wie Pizza oder Burger als Belohnung für eine gute Note.
- Zum Geburtstag bekommen wir immer unsere Lieblingstorte gebacken.
- Der erste Liebeskummer ist nur halb so schlimm mit einer großen Packung Eiscreme.
- Wir verwöhnen unsere Liebsten mit einem ganz besonderen 5-Gänge-Menü zu Weihnachten.
Davon können und sollen wir uns nie ganz trennen!
Aber um unser Wohlfühlgewicht zu erreichen und zu halten ist es wichtig wahrzunehmen: WARUM ESSE ICH, WARUM MÖCHTE ICH ESSEN?
Um im Leben glücklich zu sein müssen wir uns unseren Emotionen stellen, den guten und den "schlechten": FRISS DEINE GEFÜHLE NICHT RUNTER!
Übe dich darin wieder zu spüren ob du HUNGER hast oder wann du SATT bist.
Nur so klappt es mit dem intuitiven achtsamen Essen - diätbefreit.
So findest du auch dein Wohlfühlgewicht, ohne Regeln und ohne Verbote.
Quellen:
Wansink, B. & Sobal, J. (2007). Mindless Eating: The 200 Daily Food Decisions We Overlook. Environment and Behavior, 39(1), 106–123. https://doi.org/10.1177/0013916506295573
Drewnowski, A. & Kawachi, I. (2015). Diets and Health: How Food Decisions Are Shaped by Biology, Economics, Geography, and Social Interactions. Big Data, 3(3), 193–197. https://doi.org/10.1089/big.2015.0014
Leon H. Rappoport , George R. Peters , Lin Huff‐Corzine & Ronald G. Downey (1992) Reasons for eating: An exploratory cognitive analysis, Ecology of Food and Nutrition, 28 (3) 171-189, http://dx.doi.org/10.1080/03670244.1992.9991269